Viel Feind, viel Ehr (und Wohlfahrt)? Von richtiger Regulierung und optimalen Oligopolen

Von Colin von Negenborn - Go to English Version

Freier Wettbewerb gilt gemeinhin als elementare Voraussetzung einer funktionierenden Markwirtschaft. Regulatorische Behörden sollten, so die volkswirtschaftliche und politische Lehrmeinung, den Zugang zu Märkten sicherstellen und die Entstehung von Oligopolen verhindern. Unvollständiger Wettbewerb wird als Fall von Marktversagen gewertet, der zu Ineffizienz und Wohlfahrtsverlusten führt.

Diese Intuition ist jedoch nicht immer zutreffend, wie BCCP Doktorand
Colin von Negenborn in einer aktuellen Studie zeigt. Vielmehr kann die Beschränkung des Wettbewerbs sinnvoll und für die Gesamtwohlfahrt förderlich sein. In seiner Arbeit präsentiert er ein Modell, mit dem die optimale Größe eines Marktes je nach dessen Beschaffenheit ermittelt werden kann - wie viele Wettbewerber also miteinander in Konkurrenz stehen sollten, um den größten Nutzen im Wirtschaftssystem zu generieren. Gezielte Schaffung von unvollständigem Wettbewerb erweist sich dabei teils als beste regulatorische Lösung.

Dem zunächst überraschenden Ergebnis liegt das Wechselspiel zweier gegensätzlicher Effekte zugrunde. Wird ein Markt geöffnet, indem weitere Kontrahenten zugelassen werden, so wirken zwei Mechanismen in entgegengesetzte Richtung. Zum einen entsteht eine Verschärfung der Konkurrenz, welche die Preise senkt und den Konsumenten nutzt. Zum anderen sinkt aber die durchschnittliche Produktivität im Markt, was der Produzenten- wie auch der Konsumentenseite schadet. In seiner Arbeit zeigt von Negenborn, wann der zweite (wohlfahrtsmindernde) Effekt den ersten (wohlfahrtsfördernden) dominiert und damit eine Beschränkung des Wettbewerbs geboten ist.

Die Ergebnisse können Grundlage für die Regulierung von Märkten sein, in denen zwar die Anzahl der Wettbewerber vom Gesetzgeber bestimmt werden kann, jedoch kein Eingriff in die Preisbildung stattfinden soll. Beispiele reichen von der Versteigerung von Frequenzspektren im Telekommunikationsbereich bis zur Vergabe von Lizenzen für Glücksspiel- oder Sportwettangebote. Die vorliegende Arbeit bietet der regulierenden Behörde die Möglichkeit, die optimale Größe des jeweiligen Marktes zu bestimmen und das Vergabeverfahren entsprechend zu gestalten.

Die vollständige Studie “The More the Merrier? On the Optimality of Market Size Restrictions” ist als CRC TRR 190 Discussion Paper No. 183 veröffentlicht.