Frauen werden bei der Ausbildungssuche diskriminiert

Von Dorothea KüblerJulia Schmid und Robert Stüber - Go to English version

Obwohl sich die Arbeitsmarktbedingungen von Männern und Frauen angeglichen haben, bestehen immer noch gravierende Unterschiede. Eine wichtige Frage ist daher welche Faktoren die anhaltenden Unterschiede erklären können. In einer neuen Studie gehen BCCP Fellows Dorothea Kübler, Julia Schmid und Robert Stüber dieser Frage nach. Sie konzentrieren sich dabei auf den Berufseinstieg junger Frauen und Männer und analysieren den deutschen Ausbildungsmarkt.

Um die Diskriminierung im Ausbildungsmarkt zu messen haben die Forscher dem Betriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) kurze fiktive Lebensläufe (Vignetten) von Bewerberinnen und Bewerbern hinzugefügt. Personalverantwortliche aus ca. 650 deutschen Ausbildungsbetrieben in Deutschland bewerteten, wie wahrscheinlich es ist, dass sie die Bewerber/-innen zu einem Bewerbungsgespräch einladen würden. Zwischen den Vignetten variierten sie zufallsbasiert verschiedene Bewerbereigenschaften, wie beispielsweise die Durchschnittsnote des Schulabschlusses oder praktische Erfahrungen, so dass ein Vergleich von weiblichen und männlichen Bewerbern den kausalen Einfluss des Bewerbergeschlechts zeigt. Die Studie liefert dabei die folgenden drei zentralen Erkenntnisse.

Erstens werden Frauen bei der Ausbildungssuche benachteiligt. Im Durchschnitt werden ihre Bewerbungen schlechter als die der männlichen Bewerber eingestuft. Der Unterschied entspricht ungefähr dem einer um einen Notenpunkt besseren Durchschnittsnote im Abschlusszeugnis. Dieses Ergebnis beruht auf einer Stichprobe, die repräsentativ für die Gesamtheit deutscher Firmen ist und Bewertungen von Firmen, die Auszubildende in 126 unterschiedlichen Berufen einstellen, beinhaltet.

Zweitens, erlaubt das Einfügen der Vignetten in eine umfangreiche Befragung es Diskriminierung in einer Vielzahl unterschiedlicher Berufe und Industrien zu messen und den Zusammenhang zwischen Diskriminierung und verschiedenen Firmen- und Berufseigenschaften zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass das Ausmaß an Diskriminierung zwischen Branchen und Berufen variiert. Entscheidend für die Benachteiligung von Bewerberinnen ist, wie stark der Frauen- bzw. Männeranteil in den Berufen ist. Besonders stark benachteiligt werden Frauen, wenn sie sich für Ausbildungen in männerdominierten Branchen bewerben, etwa für technische Berufe wie Mechatroniker. Allerdings haben Männer, die sich für Ausbildungsberufe mit hohem Frauenanteil bewerben, keine Nachteile. Beim Zugang zu Berufen mit einem geringeren sozialen Status haben Bewerberinnen ebenfalls schlechtere Chancen als ihre männlichen Mitbewerber während bei Berufen mit höherem Status Frauen nicht diskriminiert werden. Darüberhinaus finden die Autoren keinen klaren Zusammenhang zwischen dem Durchschnittsgehalt eines Berufs, den Bildungsanforderungen oder der Firmengröße und Diskriminierung. Im Gegensatz dazu finden sie einen Geschlechterunterschied in den Bewertungen nur für diejenigen Personalverantwortlichen, die in den letzten Jahren keine Probleme hatten Ausbildungsstellen zu besetzten.

Drittens, bei der simultanen Analyse mehrerer Unternehmens- und Berufscharakteristika, korreliert nur der Frauen- bzw. Männeranteil eines Berufs mit der Diskriminierung. Alle anderen Charakteristika haben keine Erklärungskraft für Unterschiede im Ausmaß der Diskriminierung. Die Ergebnisse zeigen deshalb, dass in männlich dominierten Branchen Bewerberinnen weniger Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben und stehen somit im Einklang mit Politikvorschlägen die darauf abzielen, die Anzahl von Frauen in Berufen in denen diese unterrepräsentiert sind zu erhöhen.

Die Studie Gender Discrimination in Hiring Across Occupations: A Nationally-Representative Vignette Study ist vor kurzem in Labour Economics erschienen.